FRANKFURTER RUNDSCHAU veröffentlicht 08.04.2021 von Jan Sternberg
Die Forstwirtschaft beziffert die Schäden der letzten drei Jahre auf 13 Milliarden Euro. Sie fordert gesellschaftliche Unterstützung für den klimagerechten Umbau.
Waldbesitzer können dieses Jahr mit 1,5 Milliarden Euro an Hilfen rechnen. 500 Millionen Euro kommen aus der „Nachhaltigkeitsprämie Wald“. Damit konnten 2020/21 mehr als 400 Millionen neue Bäume gepflanzt werden – doppelt so viele wie in einem durchschnittlichen Jahr.
Hilfen und Wiederaufforstung sind dringend nötig. Denn drei sehr trockene Jahre in Folge, Brände, Stürme und Schädlinge wie der Borkenkäfer haben für weit höhere Schäden gesorgt – der Deutsche Forstwirtschaftsrat beziffert sie auf 13 Milliarden Euro. Für den Umbau zu einem widerstandsfähigeren Wald der Zukunft fordern Forstbesitzer:innen jetzt dauerhafte finanzielle und auch gesellschaftliche Unterstützung.
„Mir scheint, die Deutschen haben mehr eine platonische Liebe zum Wald“, kritisierte Bernhard Möhring, Leiter der Abteilung Forstökonomie am Burckhardt-Institut der Georg-August-Universität Göttingen, am Donnerstag in Berlin. Betrachte man den Einsatz öffentlicher Mittel als Indikator für gesellschaftlichen Einsatz, werde erkennbar, dass die Gesellschaft für den privaten Wald, der in Deutschland rund die Hälfte der Waldfläche ausmache, „auffallend wenig tut“. So belaufe sich die Förderung statistisch auf 14 Euro pro Jahr und Hektar.
Forstdirektor Johannes Röhl, der Leiter der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer ist, sagte, der Wald sei durch die Fähigkeit, CO2 langfristig zu binden, Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Um den Wald wieder fit zu machen, bräuchten die Forstbetriebe jetzt die Unterstützung der Gesellschaft. Bisher seien Gemeinwohlleistungen der Forstbetriebe wie CO2-Bindung, Naturschutz oder Tourismus aus dem Holzverkauf quersubventioniert worden. Für die „Jahrhundertaufgabe“, den Wald so aufzubauen, dass er künftigen Generationen mit all seinen Funktionen erhalten bleibe, werde aber Hilfe benötigt.
Die Dürre der vergangenen Jahre, massiver Borkenkäferbefall, Stürme und Brände haben den Wäldern massiv geschadet. Dem Waldzustandsbericht 2020 zufolge liegt der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung nur noch bei 21 Prozent. In Deutschland wachsen auf einem Drittel der Landesfläche (11,4 Millionen Hektar) Wälder.
Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, forderte mehr Holzbau in Deutschland. Renommierte Experten wie Hans-Joachim. Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung schreiben dem Holzbau eine wichtige Rolle bei der Abkehr vom Nutzen fossiler Energien zu.
„Wer will schon Betonwüsten?“, fragt Schirmbeck. Auf dem Gelände des früheren Berliner Flughafens Tegel soll Deutschlands größtes Holzbauquartier mit bis zu 5000 überwiegend aus Holz errichteten Wohnungen entstehen. Solche Projekte sollten zum „Maßstab für Deutschland“ werden. „Unsere Klimaschutzziele und die Klimaneutralität erreichen wir nur, wenn wir den nachwachsenden, ,sauberen‘ Rohstoff Holz nachhaltig produzieren und verantwortungsvoll verwenden“, sagte Schirmbeck.
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